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Nordfrieslandlexikon
Haubarg

Haubarg (frasch: haubärj; sölr.: Haubārig; wied.: haubeeri) Aus den fruchtbaren Marschgebieten Westfrieslands stammt ein stattliches Gulfhaus, dessen nordfriesische Variante als Haubarg bezeichnet wird. Diese Hausform kommt fast ausschließlich in Eiderstedt vor. Haubarge sind „Ein-Haus-Gehöfte“, die Wohn- und Wirtschaftsräume unter einem Dach vereinigen. Die verschiedenen Räume ordnen sich um einen rechteckigen Kern in der Mitte des Hauses an, den sogenannten Gulf oder Vierkant, in dem die Ernte lagerte. Der Gulf wird durch vier, sechs oder auch mehr Ständer gebildet, die durch Stich- und Längsbalken verbunden sind. Die Innenfläche bei vier Ständern misst etwa 100 Quadratmeter. Stall, Tenne und Wohnbereich sind individuell verschiedenen um den Vierkant angeordnet, einen Idealtypus gibt es nicht. Häufig wurde an den Haubarg auch ein Langhaus angebaut, das die Wohnräume aufnahm.

Die hohe Zeit der Haubarge in Eiderstedt dauerte vom Beginn des 17. Jahrhunderts bis etwa 1900. Der vermutlich älteste Haubarg „Hochbohm“ bei Tönning wurde um 1600 erbaut und ist in renovierter Form noch erhalten. Der größte Haubarg in Eiderstedt hatte einst eine Grundfläche von über 1 000 Quadratmetern, allein seine Eingangsdiele maß 100 Quadratmeter. Das tragende Holzgerüst des Gebäudes ruhte auf acht „Ständern“, die Firsthöhe betrug 18 Meter. Eine Karte aus dem Jahr 1861 verzeichnete über 370 Haubarge, in den 1980er-Jahren wurden knapp 70 gezählt, wobei nur etwa 40 die typische äußere Gestalt noch erkennen ließen. Den Abbruch eines der größten Höfe überlieferte Theodor Storm (1817–1888) in seiner Novelle „Auf dem Staatshof“. Er stand bei Koldenbüttel und wurde 1841 abgerissen. Auch durch Initiative der Interessengemeinschaft Baupflege (IGB) konnten einige Haubarge saniert und restauriert werden wie etwa der Rote Haubarg oder der „Drescherhof“ in Katharinenheerd.

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts gab es auch in Arlewatt zwei Haubarge. Storm setzte dem „Grieshuus“ auf Gut Arlewatt ebenfalls ein literarisches Denkmal.

Fischer 1991.