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Nordfrieslandlexikon
Häfen

Häfen (fer.: huuwen; frasch: huuwen; sölr.: Haawen; wied.: huuwen) sind Schiffsliegeplätze mit Einrichtungen zum Löschen, Laden und Lagern von Gütern. Die Häfen von Friedrichstadt, Husum und Tönning sind landeseigene Einrichtungen. Die nordfriesischen Häfen hatten wegen ihrer Lage am flachen Wattenmeer überwiegend nur lokale Bedeutung. Sie entstanden mit dem Deichbau vorwiegend bei Sielen, die zur Entwässerung der Köge dienten. Frühe Landestellen waren z. B. Rungholt, Ockholm, Deezbüll, Galmsbüll, Fahretoft oder Feddershafen am Christian-Albrechts-Koog. Der Husumer Hafen spielte seit dem 15./16. Jahrhundert auch eine Rolle für den Transithandel von der Nord- zur Ostsee.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Tönning der wichtigste Hafen der Westküste. Jährlich wurden bis zu 60.000 Rinder und Schafe nach England verschifft, Steinkohle z. B. auf dem Rückweg befördert. Der Import von Energie-, Bau- und Rohstoffen gewann durch die beginnende Industrialisierung an Bedeutung. Symptomatisch für den Niedergang ist das Ende des Schiffbaus 1923. In den 1950er-Jahren wurden jährlich noch etwa 5.000 Tonnen Güter umgeschlagen, heute ist der Hafen wirtschaftlich bedeutungslos. Einige Krabbenkutter und Sportboote haben hier ihren Liegeplatz, für Seezeichen zur Markierung der Schifffahrtswege gibt es einen Lagerplatz.

Der Husumer Hafen erfuhr seinen Aufschwung 1905 mit dem Bau einer Seeschleuse und der Vertiefung des Fahrwassers. Nach dem Ersten Weltkrieg war ein stetiges Anwachsen des Güterumschlages zu verzeichnen. 2014 wurden rund 420.000 Tonnen Güter umgeschlagen, darunter 300.000 Tonnen Futtermittel-Komponenten. Wichtigstes Ausfuhrprodukt ist Getreide.
Die Häfen von Strucklahnungshörn auf Nordstrand, Pellworm, Schlüttsiel, Dagebüll, Wyk auf Föhr, Wittdün auf Amrum, Hörnum und List auf Sylt sowie Helgoland sind spezialisierte Fährhäfen, die z. T. auch besondere Schutzfunktionen für die Seeschifffahrt übernommen haben. Im Linienverkehr zwischen dem Festland und der Insel Föhr z. B. wurden 2014 bei 6.400 Fahrten rund 1,2 Millionen Personen und etwa 225.000 Kraftfahrzeuge befördert.

Andere Häfen wie Friedrichstadt, Sankt Peter-Ording, Munkmarsch oder Rantum auf Sylt werden wie Tönning als Sportboothäfen genutzt. Ursprünglich als Nothafen und Standort für die Schuten der Wasser- und Deichbauer angelegt, bekam auch der kleine Tümlauer Hafen in Eiderstedt 1981 eine neue Funktion als Sportboothafen für die Sommermonate.

J. I. Faltings 2011, K. Hansen 2010, Kunz/Steensen 2013 u. 2014, Nerong 1903, Quedens 2012, Rinken 1992, Voigt 1967.