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Nordfrieslandlexikon
Gotteskoog

Gotteskoog (frasch: Gutskuuch; wied.: Gotskuuch) Der rund 10.400 Hektar große Gotteskoog wurde 1566 „im Namen Gottes“ durch einen Norderdeich zwischen Bevertoft und Rosenkranz und einen Süderdeich zwischen Emmelsbüll und Niebüll gewonnen. Die Deichlänge betrug zusammen rund elf Kilometer. Das Land verteilte sich auf die drei beteiligten Harden, weshalb auch von einem Wiedingharder, einem Bökingharder und einem Karrharder Gotteskoog gesprochen wird. Zu nutzen war der bis zu 2,5 Meter unter Normal Null gelegene Koog wegen großer Entwässerungsprobleme zunächst kaum. Das Kerngebiet besteht aus einer Senke, in der sich das Süßwasser aller Nachbargebiete sammelte und den Gotteskoogsee bildete. Die Bewohner dieser amphibischen Landschaft entwickelten eine am Wasser orientierte Lebensweise, Hauptfortbewegungsmittel waren Boote. Eine erste Entwässerung gelang 1622 mit dem Rollwagensielzug, entworfen von Claus Jansen Rollwagen (1563/64–1623/24). 1709 erhielt eine Interessentenschaft einen Oktroi, der den Bau von Querdeichen im Koog ermöglichte, wodurch der südliche Teil vor Überschwemmungen aus dem Bundesgaarder See geschützt werden konnte. Der sogenannte Interessentenkoog erhielt 1758 eine eigene Gerichtsbarkeit. Im 18. Jahrhundert wurde auch der Dreiharder Gotteskoogstrom gebaut, der das Geestwasser in die Süderau ableitete.

Die eigentliche Trockenlegung des Gebiets ließ aber bis ins 20. Jahrhundert auf sich warten, und erst in den 1930er-Jahren nach der Erbauung der beiden Schöpfwerke Verlath am Ruttebüller See und Hemenswarft bei Südwesthörn begann langsam eine systematische Besiedlung des Kooges. Große Flächen der Marsch waren durch die jahrhundertelange Feuchtigkeit verbrackt und mussten vor ihrer Nutzung erst saniert werden. Wegebau, landwirtschaftliche Nutzflächen und ausgedehnte Fichten-, Lärchen- und Erlenwälder schafften im Rahmen des Programms Nord ab 1953 eine völlig veränderte Landschaft. Heute wird im gesamten Koog Landwirtschaft betrieben, am Gotteskoogsee wird mit Amphibienfahrzeugen Reet geerntet.

In den 1970er-Jahren setzte mit dem Aufkommen des Naturschutzgedankens eine umgekehrte Entwicklung ein, und man begann ab 1982, mit Renaturierungsmaßnahmen neue Lebensräume für bedrohte Tiere und heimische Pflanzen zu schaffen. Zusammen mit den angrenzenden Seegebieten um Kahlebüll, Aventoft, Haasberg, Hülltoft und Ruttebüll ist bis 1992 ein rund 800 Hektar umfassendes Biotop von internationaler Bedeutung entstanden, in dem neben Kampfläufer, Graugans und Trauerseeschwalbe auch Kranich, Seeadler und Wiesenweihe wieder zum Stammgast geworden sind. Das unzugängliche Vogelschutzgebiet steht als einziges in Schleswig-Holstein nicht unter Naturschutz, sondern wird vom Deich- und Hauptsielverband Südwesthörn-Bongsiel in Eigenregie nach dem Landschaftspflegegesetz verwaltet.

Deich- und Hauptsielverband o. J., Gottburgsen/Hassenpflug 1991, Kunz/Panten 1999.