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Nordfrieslandlexikon
Ekke Nekkepenn

Ekke Nekkepenn (urspünglich Eie oder Eike) ist der nordfriesische Meeresgott. Laut Christian Peter Hansen (1803–1879) ist er durch alte Erzählungen der Sylter Heidebewohner überliefert. Danach soll er genau wie seine Gemahlin Ran eine hässliche walrossähnliche Gestalt gehabt haben. Das kümmerte ihn jedoch wenig, im Gegenteil, er kam von Zeit zu Zeit an Land, um hübschen Mädchen nachzustellen. Derweil saß seine Frau am Meeresgrund und mahlte Salz, wovon die Nordsee so salzig geworden ist. Manchmal mahlte sie so heftig, dass ganze Schiffe in die Tiefe gerissen wurden. Zur Besänftigung der Meeresgötter benannte man die Siedlungen Eidum (Eie) und Rantum (Ran) nach ihnen. Das war offensichtlich ein Fehler, denn mit Sturmfluten und Flugsand holten sie sich nun ihr vermeintliches Eigentum. Eidum ging in der Allerheiligenflut 1436 unter, und bald darauf wurde das alte Rantum unter Dünensand begraben.

In einer anderen Sage gerät Ekke Nekkepenn in eine Geschichte, die stark rumpelstilzchenhafte Züge trägt. Der Meermann hatte sich die hübsche Inge von Rantum als Frau ausgesucht. Das Mädchen war darüber sehr verzweifelt. Der Meeresgott ließ sich auf einen Handel ein. Er wollte Ruhe geben, wenn sie seinen Namen erriete. Als die junge Frau eines Abends traurig in den Dünen umherging, hörte sie Ekke Nekkepenn singen und auch seinen Namen rufen. Damit war Inge gerettet, und der Meermann verschwand laut grollend gegen alle Rantumer in den Fluten. Seither soll er alles unternehmen, um ihnen zu schaden, versenkt ihre Schiffe und schickt Stürme und Flutwellen. Rantum musste in den letzten tausend Jahren tatsächlich mindestens dreimal nach Osten verlegt werden.

Hubertus Jessel 1996d, Quedens o. J.