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Nordfrieslandlexikon
Eiderstedt

Eiderstedt (fries.: Ääderstää) Die knapp 400 Quadratkilometer große Halbinsel im Süden des Kreises Nordfriesland besteht in ihrem Kern aus altem Marschland. Eine Ausnahme bildet der etwa 6.000 Jahre alte Strandwall, der sich von Katharinenheerd über Garding nach Sankt Peter-Ording zieht und dort in Dünen übergeht. Insgesamt gibt es in Eiderstedt 175 Hektar Küstendünen, die großenteils hinter dem Deich liegen und somit weitgehend von frischem Sand abgeschnitten sind.

Archäologische Funde bezeugen eine Besiedlung seit der Jungsteinzeit. Im 1./2. Jahrhundert entstanden im Süden die Dorfwarft Tofting bei Oldenswort und im 8. Jahrhundert die Dorfwarft Elisenhof bei Tönning. Durch den Bau von Deichen wurden ab dem 12. Jahrhundert im mittleren Teil der Halbinsel Marschhufensiedlungen wie Oldenswort, Uelvesbüll oder Witzwort gegründet und im Westen die Inseln Utholm und Westerhever angedeicht. Im nördlichen Teil war erst ab dem 15. Jahrhundert genügend Schwemmland vorhanden, um mit der Eindeichung von Kögen zu beginnen. Wegen einer ausgeprägten Selbstverwaltung und immer wieder gewährten Privilegien war die Landschaft Eiderstedt über Jahrhunderte einer kleinen Republik vergleichbar. Derzeit leben etwa 19.250 Menschen in Eiderstedt. Mit 52 Einwohnern je Quadratkilometer ist die Halbinsel sehr dünn besiedelt.

Prägend sind bis heute die baumbestandenen Warften zwischen ausgedehnten Grünländereien, die die Landwirtschaft bestimmen. Die frühere Ochsenmast wurde durch Milchwirtschaft, Ackerbau und den Export von Shorthornrindern abgelöst. Auf den Äckern wachsen vor allem Mais, Raps und Weizen. Ab 1960 sank die Bedeutung der Landwirtschaft, heute trägt sie etwa fünf Prozent zur wirtschaftlichen Kraft bei. Die verbliebenen Haubarge zeugen noch vom einstigen Potential. Mit etwa 60 Prozent der Erträge ist der Fremdenverkehr der führende Wirtschaftssektor.

1.500 Hektar schilfbewachsene Gräben und Sielzüge, unzählige Tränkekuhlen, Wehlen, Späthinge und alte Priele sorgen für einen amphibischen Charakter der Landschaft. Früher führte der Verkehr über weite Teile des Jahres über Sielzüge wie die Norder- und Süder-Bootfahrt, und mitten in Eiderstedt gab es Häfen. Heute sorgen 30 Siele, elf Schöpfwerke und rund 900 Kilometer Vorfluter für eine ausreichende Entwässerung. Eiderstedt wird auch durch seine Kirchen geprägt. 18 Gotteshäuser verteilen sich auf der Halbinsel, darunter die alten Hauptkirchen der drei Harden Sankt Magnus in Tating (Utholm), Sankt Christian in Garding (Everschop) und Sankt Laurentius in Tönning (Eiderstedt).

Meier 1996, Panten/Porada/Steensen 2013.