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Nordfrieslandlexikon
Brandgans

Brandgans (fer.: barigan = Bergente; sölr.: Bārigen; wied.: aan) Als „Halbgänse“ weisen die Brandgänse einen entenähnlichen Körperbau und ein gänseähnliches Verhalten auf. Sie sind kontrastreich schwarz-weiß-grün gefärbt und haben ein rostbraunes Brustband. Ihr auffälliges Gefieder ist der Grund, warum sie nur in Verstecken, vorwiegend in Kaninchenhöhlen in den Dünen, ungestört brüten können. Dies nahmen die Bewohner auf Amrum, Föhr und Sylt früher zum Anlass, der „Bergente“ künstliche Höhlen auf den Dünenhügeln anzulegen. Allerdings bauten sie Hintertüren ein, um den Vögeln einen Teil ihres Geleges entnehmen zu können. Auf den Halligen, wo keine natürlichen Unterschlüpfe vorzufinden sind, wurden künstliche Höhlen für die Gänse angelegt. Auch die weichen Daunen waren kostbar.

Nach dem Schlüpfen werden die Jungen sofort zum Wasser geführt und dort vom Elternpaar aufgezogen. Bei der Vielzahl der Gänse kommt es häufiger zum Streit. Während die Altvogelpaare um das Revier kämpfen, schwimmen die Küken oft zu einer einzigen Schar zusammen und lassen sich nicht mehr auseinandersortieren. Kampfstarken Paaren wachsen auf diese Weise immer mehr Junge zu.

Zur Zeit der beginnenden Mauser Ende Juli überlassen viele Gänse ihren Nachwuchs auch freiwillig anderen und ziehen ins südliche Wattenmeer. Hier versammeln sich von Juni bis August etwa 200.000 Tiere, etwa 95 Prozent des europäischen Gesamtbestandes an Brandgänsen. Bei der Mauser werfen sie alle Schwungfedern ab und sind dadurch mehrere Wochen flugunfähig. In dieser Zeit sind die Tiere besonders empfindlich und flüchten schon, wenn Störungen mehr als einen Kilometer entfernt auftreten. Das Winterhalbjahr verbringen die Brandgänse an der südlichen Nordseeküste.

Borcherding 2014, Koch 1996, Quedens 1990 u. 2000a.