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Nordfrieslandlexikon
Austernfischer

Austernfischer (fer.: liiw; frasch: ööstringeslainker; sölr.: Lüüv; wied.: sluuker) Der Charaktervogel des Wattenmeeres ist etwa taubengroß und schwarz gefärbt mit weißem Unterkörper. Mit seinem kräftigen orangeroten Schnabel und den roten Beinen wirkt er wie ein zu klein geratener Storch, weshalb er auch „Halligstorch“ genannt wird. Sein Name deutet darauf hin, dass er mit Vorliebe Muscheln verzehrt, doch die sehr unterschiedlichen Schnabelformen verweisen auf mehrere Nahrungsgewohnheiten. In Form einer Pinzette dient der Schnabel zum Fassen von Würmern, hammerförmig zum Aufschlagen von Strandkrabben und meißelförmig zum Stoß in die geöffnete Muschel.

Die Austernfischer gehören zu den lautesten Vögeln der Wattenmeerregion. Fast immer und überall ist das schrille Rufen der ganzjährig hier lebenden Tiere zu hören. Sie werden im Durchschnitt 15 Jahre alt, können aber auch über 40 Jahre erreichen. Brutpartner und Brutplatz werden möglichst lebenslang behalten. Sie brüten an offenen Stellen im Küstengebiet, neuerdings auch in Ortschaften wie z. B. auf dem Dach der Friedrich-Paulsen-Schule mitten in Niebüll. Ihre Nistplätze legen sie in den Dünen und Wiesen oder auf flachen Hausdächern an. Weibchen und Männchen wechseln sich beim Brüten ab, die bis zu drei Jungen werden gemeinsam gefüttert.

Nach Zählungen der Schutzstation Wattenmeer hat der Bestand in den letzten 20 Jahren um 40 Prozent abgenommen. Gründe dafür könnten einerseits im Nahrungsmangel liegen, der besonders in strengen Wintermonaten auftritt, wenn die Wattflächen zugefroren sind. Andererseits finden die Vögel wegen Überfischung weniger Muscheln, und die Intensivierung der Landwirtschaft mit verstärktem Wiesenumbruch und Maisanbau erschwert das Brüten.

Borcherding 2014, Fiedler 1992, Quedens 1990.