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Nordfrieslandlexikon
Architektur

Architektur Nordfriesland gilt in Deutschland als die vielfältigste Bauernhauslandschaft. Nicht weniger als vier Grundformen werden hier angetroffen. Auf der Geest im Südosten hat das Niederdeutsche Hallenhaus seine nördlichsten Vertreter. Ein Ständergerüst trägt das Dach. An die Grootdääl (Tenne) schließen sich rechts und links Abseiten an, in denen das Vieh steht und „Butzen“ für das Gesinde eingebaut sind. Erst in der Neuzeit erhält das Haus einen abgetrennten Wohnteil, das „Kammerfach“. Eine gute Anschauung bietet das Ostenfelder Bauernhaus in Husum.

Aus den fruchtbaren Marschgebieten Westfrieslands stammt das stattliche Gulfhaus. Seine nordfriesische Variante heißt Haubarg und kommt fast ausschließlich in Eiderstedt vor. Der wohl bekannteste ist der Rote Haubarg in Witzwort.

Zwei weitere traditionelle Bauformen Nordfrieslands sind die Langhäuser Geesthardenhaus und utlandfriesisches Haus wie z. B. das Andersen-Hüs. In beiden trennt eine Querdiele jeweils Wohn- und Wirtschaftsteil voneinander. Der Grundriss des utlandfriesischen Hauses findet sich schon bei Häusern aus dem zweiten Jahrhundert, wie Grabungsfunde beweisen.

Die strukturellen Veränderungen in der Landwirtschaft und moderne Ansprüche an das Wohnen führten dazu, dass nach dem Zweiten Weltkrieg viele alte Bauernhäuser verschwanden. Oftmals waren es Zweitwohnungsbesitzer aus der Stadt, die sich um den Erhalt alter Bausubstanzen bemühten.

Die Heimatbewegung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert brachte den Baustil der Heimatschutzarchitektur hervor, gefördert durch den 1908 gegründeten Verein Baupflege Kreis Tondern. Typische Gebäude aus rotem Backstein und weißen Sprossenfenstern entstanden in den Seebädern, in den Städten, aber auch im Sönke-Nissen-Koog. Seit 1980 kämpft die Interessengemeinschaft Baupflege (IGB) Nordfriesland gegen den Untergang historisch gewachsener Baukultur.

Nordfriisk Instituut.