Andresen, Stine geb. Jürgens * 23.12.1849 Boldixum, † 13.5.1927 Boldixum, Lyrikerin. Die „Dichterin von Föhr“ heiratete einen Müller und lebte zeitweise in der Mühle in Wyk. Zunächst dichtete sie vor allem zu familiären und dörflichen Anlässen. Ihr erstes Büchlein „Hundert Räthsel für die Jugend“ gab sie 1886 im Selbstverlag heraus. 1887 verfasste sie unter dem Titel „Prinsess Wilhelm hör Unkemmst üb Fer“ eines ihrer wenigen Gedichte in friesischer Sprache anlässlich des Besuchs der Gemahlin des späteres Kaisers Wilhelm II. (1859–1941) im Seebad Wyk. Andresen dichtete fast ausschließlich in hochdeutscher Sprache. Friesisch und Niederdeutsch erschienen ihr offenbar für ernsthafte und anspruchsvolle Dichtung nicht angemessen. Dazu schrieb der Föhrer Oberstudiendirektor Jakob Tholund: „Diese klassizistisch geprägte Auffassung von Kunst hat es verhindert, dass Stine Andresen eine friesische Dichterin geworden ist. So blieb sie in der hochdeutschen Dichtung ein bescheidenes Lichtlein, statt in der friesischen Literatur als ein heller Stern zu glänzen.“ Zwischen 1917 und 1920 wurde sie allerdings viermal mit dem „Friedrich-Hebbel-Preis“ gewürdigt. Er gilt in „Norddeutschland lebenden Künstlerinnen und Künstlern, deren Leistungen über das Durchschnittsmaß hinausgehen“. Zur Ehre der Poetin wurde auch eine Straße in Wyk-Boldixum benannt.
Andresen 1896, Bosse 2012, Ingwersen 1993, Kunz/Steensen 2013, SHBL 9, Tholund 1991 u. 1995, Zacchi 1986.
Stine Andresen
Zuletzt
Wohl ist es wahr, in Kurzem wird verhallen
Das Zischen und das Klatschen um uns her.
Und Lob und Tadel hören wir nicht mehr,
Wir treten ab – der Vorhang ist gefallen.
Denn einer großen Bühne gleicht das Leben,
Wo jeder Mensch als Künstler sich versucht;
Wohl uns, wenn als des Spieles letzte Frucht
Die Edlen uns ein leises „Bravo“ geben.
Das Stück ist aus, die Fackeln sind verglommen,
Doch noch ein unsichtbarer Zeuge bleibt.
Der in sein Buch mit ew’gen Lettern schreibt,
Was er von uns und über uns vernommen.