Altfriesisches Haus (sölr.: ual Hüs) Das alte Kapitänshaus in Keitum auf Sylt vermittelt Einblicke in die Kulturgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts. Das genaue Entstehungsdatum des Gebäudes ist unbekannt, doch war der Staven bereits 1640 bewohnt. Im Erdbuch von 1709 ist das Haus des Hufners und Seefahrers Offe Jensen so eingehend beschrieben, dass ein Vergleich mit der Bausubstanz des Altfriesischen Hauses möglich ist. Spätestens 1727 übernahm Kapitän Peter Uwen (1701–1743) das Haus und ließ es renovieren. Dabei brachte er die Hausanker 1739 an. Sein jüngster Sohn, der Kapitän und Landesgevollmächtigte Bleik Peter Uwen (1740–1806), erweiterte das Gebäude 1784 und schmückte es mit Fliesen aus. Seine Witwe Moiken vererbte das Haus ihrem Enkel Bleik Peters (1825–1908). Dessen Mutter Erkel (1798–1857) heiratete 1844 den Sylter Chronisten C. P. Hansen (1803–1879), der das Anwesen 1850 von seinem Stiefsohn kaufte. Hansen richtete in dem Haus eine heimatkundliche Sammlung ein. Nach seinem Tod 1879 wurde es bis 1900 von seiner dritten Frau Gondelina weiter bewohnt, während der Lehrer Christian Jensen (1857–1936) die Sammlung verwaltete. Seit 1907 besitzt die Söl’ring Foriining das Gebäude.
In den vier Wohnräumen des utlandfriesischen Hauses sind vor allem Möbel, Hausrat und Fliesen zu sehen. Der zentrale Blickfang der Küche ist der Bilegger. Ein Fliesentableau über dem Ofen zeigt ein niederländisches Schlachtschiff. Beiderseits der zum Pesel führenden Tür ist je ein Alkoven in die Wand eingelassen. Die Holzpaneele bemalte der Künstler Korwan-Katzenstein. Weiter bestechen die Wand- und Deckenmalereien im Rokokostil sowie ein eingebauter Vitrinenschrank. Hinter einer Zimmertür im Pesel befindet sich eine verborgene steile und verwinkelte Treppe zu einer kleinen Kammer. An deren Südwand mit Blick auf das Wattenmeer ist ebenfalls ein Alkoven eingebaut. Hier saß C. P. Hansen oft bei seinen Schreibarbeiten. Seine heimatkundliche Sammlung wurde in das Sylter Heimatmuseum ausgelagert. Ihm selbst ist seit 2013 eine Ausstellung im Altfriesischen Haus gewidmet.
Janus 1998, Kunz/Steensen 2014, Schmidt-Rodenäs 1981, Thies/von Bremen-Jessel 1995, Voß 1987.