Alt-Katholische Kirche Nach der großen Sturmflut von 1634, die drei Viertel der Insel Alt-Nordstrand mit sich gerissen und zwei von drei Bewohnern getötet hatte, waren die Überlebenden nicht zu einer Wiederbedeichung der Inselreste in der Lage. 1652 holte die Landesherrschaft erfahrene niederländische Deichbauunternehmer auf die Insel. Viele Einheimische mussten nun ihre Heimat verlassen oder in die Dienste der neuen Inselherren treten. Diese hatten auch Religionsfreiheit für ihren katholischen Glauben erhalten. 1654 gilt als das Geburtsdatum der katholischen Gemeinde auf Nordstrand. 1662 wurde die Pfarrkirche Sankt Theresia, benannt nach der heiligen Theresia von Ávila (1515–1582), gebaut. Die Oratorianer-Priester kamen zunächst aus Belgien, später aus dem Erzbistum Utrecht in den Niederlanden. Sie hielten an alten kirchlichen Grundsätzen fest. Kirche und Papst sollten sich aus politischen Dingen heraushalten und keine Macht ausüben. 1740 kam es deshalb auch auf Nordstrand zur Kirchenspaltung. Die „Jansenisten“, benannt nach dem Bischof von Ypern/Belgien Cornelius Jansen (1585–1638), die für eine Rückbesinnung auf die ursprüngliche christliche Lehre eintraten, blieben im Besitz der Pfarrkirche. Die romtreuen Katholiken besuchten fortan die Hauskapelle der Oratorianer am Herrendeich. 1870, nach dem Ersten Vatikanischen Konzil, entstanden überall in Deutschland katholische Kirchengemeinden, die beim alten Glauben bleiben und die neuen Dogmen wie z. B. die Unfehlbarkeit des Papstes nicht annehmen wollten. In der Alt-Katholischen Kirche müssen u. a. Priester keinen Zölibat einhalten, können Frauen alle Kirchenämter bekleiden, dürfen Geschiedene wieder getraut werden und kann jeder, gleich welcher Konfession, an der Kommunion teilnehmen.
Bis 1920 unterstand die Nordstrander Theresien-Gemeinde dem alt-katholischen Erzbistum Utrecht, dann schloss sie sich der deutschen alt-katholischen Kirche an. Sankt Theresia ist seither Hauptsitz für die rund 280 in Schleswig-Holstein lebenden Alt-Katholiken.
Heese 1974.